Erinnerung an Vielfalt des Jubiläumsjahres

Gedenkstein im Rainroder Ortskern enthüllt – Ausgabe der „Dorfnamen“-Schilder – Festgottesdienst

(em). „Haben wir ein Glück mit dem Wetter“ – wie bei der Eröffnung des Jubiläumsjahres im Mai und dem Fest zum 175-jährigen Bestehen der Kirche war beim eigentlichen Festgottesdienst zum 750. „Geburtstag“ Rainrods samt Gedenksteinenthüllung und Straßenfest im Ortskern ein sonniger, luftiger Sommertag. Pfarrer Dr. Peter Möser hielt den Festgottesdienst in der Kirche. Der Männergesangverein unter Leitung von Elena Rahouskaja wirkte mit zwei Chorsätzen mit.

Viele Zuschauer beobachteten die Enthüllung des Denksteins, vorgenommen von Hans Georg Lippert (2. von rechts), dem Vorsitzenden des Vereinsrings Rainrod, mit seinen jungen Helferinnen.

Viele Zuschauer beobachteten die Enthüllung des Denksteins, vorgenommen von Hans Georg Lippert (2. von rechts), dem Vorsitzenden des Vereinsrings Rainrod, mit seinen jungen Helferinnen.

Der Blick auf die Pfingstgeschichte, von Kirchenvorsteherin Ingrid Schmoranzer in einer neuen Übersetzug vorgetragen, wurde von Pfarrer Möser in der Predigt fortgesetzt. Er sprach vom „Feuer des Heiligen Geistes“ als globale Macht: „Die Geschichte Rainrods ist eng verwoben mit der Geschichte des Christentums.“ Möser ging auf die schriftliche Ersterwähnung in der Schenkungsurkunde an den Niddaer Johanniterorden ein und warf ein Schlaglicht auf die Entwicklung dieser Mönchsgemeinschaft samt ihrer Neugründung innerhalb der evangelischen Kirche im 19. Jahrhundert.

Viele Johanniter hätten zu den Oppositionellen des 20. Juli 1944 gehört. Noch heute seien sie in der Unfallhilfe und auf vielen weiteren sozialen Feldern engagiert. So wirke der lebendige Pfingstgeist fort: „Auch wir sind aufgefordert, Zeugen Christi zu sein.“

Ortsvorsteher Horst Lind dankte allen, die bei der Gestaltung dieses großen Ereignisses in der Ortsgeschichte zusammenwirkten und wies auf die Festschrift hin, die in ihrer Besinnung auf Geschichte und Identität des Ortes das eigene Profil stärke. Bürgermeisterin Susanne Schaab sprach in ihrem Grußwort von einem gelungen Fest und ging auf die Bedeutung von Symbolen, von Orten der Besinnung ein. So sei der Basaltstein, neu gesetzt in der Ortsmitte, weit älter als 800 Jahre Rainröder Geschichte und werde an die bunte Vielfalt des Jubiläumsjahres erinnern.

Das Einmalige eines Ortes erlebe man in der Kette der Generationen und Traditionen, betonte der Vorsitzende des Kulturrings Rainrod, Hans Georg Lippert, in seiner Ansprache. Er erinnerte an einige verstorbene Ortsbürger, die im Miteinander des Alltags unverwechselbare Akzente gesetzt hatten. Keine Nostalgie – er konnte auch auf junge Erwachsene verweisen, die tatkräftig rund um das Jubiläum und generell im Ortsgeschehen mithelfen. Ein „gutes Miteinander in Rainrod“ konnte auch Pfarrer Möser ansprechen und spontan hinzufügen: „Ich bin froh, dass ich hier bin.“

Nachdem das weiße Tuch verschwunden war, konnten die Bürger den neuen Gedenkstein bewundern.

Nachdem das weiße Tuch verschwunden war, konnten die Bürger den neuen Gedenkstein bewundern.

Zu einem großen gemeinsamen Pfingstspaziergang wurde der kurze Weg von der Kirche in die Rathausstraße. Zwischen Wilhelm-Kröll-Platz und dem neu gestalteten Blickpunkt des Gedenksteins an der Linde entfaltete sich rund um das Zelt ein „Fest der Generationen“. Noch war der Denkstein verhüllt, aber der große Moment kam. Die Bürgermeisterin, die stellvertretende Ortsvorsteherin Sylvia Mauderer, Hans Georg Lippert und Werner Feick als Vertreter der Vereine setzten auf die Hilfe der ganz jungen Generation. Kim Lea Lutz, Vivian Lind, Lena Bartsch und Eleni Saure zogen das Tuch ab und der kantige Basaltbrocken mit der Bronzetafel und den Ortsdaten lag in vollem Licht. Dabei gab es Dankesworte an Wieland Straub, Werner Kröll, Gerhard Bischoff und Angelika Muth, die beim Transport und bei der Gestaltung der kleinen Anlage geholfen hatten sowie an Hans Peter Zeschky, der die Bronzetafel in der Buderus‘schen Kunstgießerei Hirzenhain anfertigen ließ. Mittel des Ortsbeirates flossen in das Projekt ein. Von „Schneiderhannese“ bis “Steinhäusersch“ – viele Ortsbürger hatten sich Schilder mit den Dorfnamen ihrer Familien bestellt, die jetzt ausgegeben wurden. Dann blieb nur noch das gemeinsame Feiern bei guter Bewirtung und Hintergrundmusik.

(Quelle: Kreis-Anzeiger,22.06.2011 Bilder: Maresch)

Umfassende Darstellung der Ortsgeschichte von Rainrod

 

Neues Buch befasst sich mit Historie und Gegenwart

Zwei Mitglieder des Autorenkollektivs am Verkaufspavillon: Elke Emmel (links) und Ingeborg Seipp. Foto: Maresch

„Rainrod 1261 – 2001“: eine solche umfassende Darstellung des Ortes im Einst und Jetzt wie dieses neu erschienene Buch hatte es bisher in Rainrod nicht gegeben. Auf 250 Seiten mit vielen Fotos und Abbildungen historischer Urkunden und Karten wird Geschichte und Gegenwart dargestellt, Schlaglichter auf den Dialekt, die Versorgungseinrichtungen, Kindergarten, Schule und Kirche, den Naturraum und das Programm des Jubiläumsjahres geworfen. Das von Hans Peter Zeschky entwickelte Ortswappen wie das von Sebastian Lippert entworfene Logo sind abgebildet.

Mit dem fertigen Buch, von dem bereits beim Eröffnungsfest mehr als 100 Exemplare über den Verkaufstisch gingen, sind zwei Jahre intensiver Arbeit erfolgreich beendet. Ein siebenköpfiger Arbeitskreis Ortsgeschichte hatte sich zusammengefunden und in häufigen Treffen, in umfangreichen Recherchen das Manuskript zusammengetragen. Dass alle Beteiligten dieses Autorenkollektivs ihre berufliche Kompetenz, ihre persönlichen Interessen einbrachten, trägt zur Vielseitigkeit des Buches wie zu seinem günstigen Preis bei.

Der Maschinenbauingenieur Hans Peter Zeschky, beruflich viel mit Papierherstellung und Druck befasst und ein leidenschaftlicher Hobbyfotograf, schrieb das Vorwort, machte Fotos, wirkte an Kapiteln über altes Handwerk und technische Einrichtungen mit und trieb die Herstellung des Buches voran. Die Kapitel der eigentlichen Ortsgeschichte verfassten Pfarrer Detlef Maresch und sein Sohn, der Historiker und Archivar Peter Maresch. In guter Zusammenarbeit mit dem Schottener Archivar Erco von Dietze hatten sie Zugang zu historischen Primärquellen, die durch Recherchen im hessischen Staatsarchiv, dem Kirchenarchiv in Darmstadt und dem Schottener Heimtmuseum ergänzt wurden. So ist von der Vor- und Frühgeschichte bis zur Nachkriegszeit ein faktenreiches Bild der Ortsgeschichte entstanden. Margot Svoboda, künstlerisch vielseitig interessiert, stellte die Entwicklung des 1988 gegründeten Kindergartens vor. Lehrerin Elke Emmel beschrieb die Geschichte der örtlichen Schule und gab Schlaglichter auf den aktuellen Unterrichtsbetrieb. Inge Seipp, vielseitig im Vereinsleben des Ortes engagiert und langjährige Übungsleiterin des Turnvereins, beschrieb den 42 Jahre lang bestehenden Landfrauenverein. Die Theologin Annbärbel Hilbrig und ihr Bruder Peter Ickes, beide in der ehemaligen Mühle Viehl in Rainrod aufgewachsen, verfassten ein Kapitel zur Mühlengeschichte. Pfarrer Dr. Peter Möser steuerte ein Schlaglicht auf die aktuelle Situation der evangelischen Gemeinde bei. Man gewann weitere Ortsbürger zur Mitarbeit. Auf der Homepage des Ortes unter www.schotten-rainrod.de finden sich weitere Informationen und ein Bestellformular für das Buch.

(Quelle: Kreis-Anzeiger, Fotos: Maresch)

 

Eröffnungsfest in Rainrod setzt Akzente

 

Freude an den Tanzfiguren – Gelungener Fassbieranstich der Bürgermeisterin – Vergangenheit in Spielszenen dargestellt

Fassbieranstich: zwischen Susanne Schaab und Sylivia Mauderer auch „Markgraf“ Hans Georg Lippert, Vorsitzender des Kulturrings. Foto: Maresch

Fahnen mit dem neuen Ortswappen flatterten, Birkenbäumchen setzten Grüntupfer. Rainrods Ortsmittelpunkt war mit gedeckten Tischen in einen Biergarten verwandelt. Immerhin gilt es 2011, die 750. Wiederkehr der ersten urkundlichen Ortserwähnung wie auch das 175-jährige Bestehen der „Steinernen Kirche“ zu feiern.

Mehr als 300 Gäste aller Generationen fanden sich zum Eröffnungsfest ein. Effektvoll in historischer Gewandung als „Markgraf“ hieß sie der Kulturringvorsitzende Hans Georg Lippert willkommen. Familiär war das Kaffeetrinken im Freien mit Hintergrundmusik. An einem Pavillon lag das neu erschienene Buch „Rainrod 1261 – 2011“ aus. Spannend war der Auftritt der Festdamen und -herren. Unter Leitung von Christine Lippert hatten sie sich 30 Minuten zuvor entschlossen, mit einem Showtanz einzuziehen. Die Zuschauer hatten ihre Freude an den Tanzfiguren der dunkel gekleideten Paare, in der Mitte das gewählte Festpaar Romina Bechtold und Johannes Lippert in Kostümen des 18. Jahrhunderts.

Inzwischen war auch Bürgermeisterin Susanne Schaab mit den beiden Schottener Prinzessinnen Lorena Appel und Lisa Gebhard gekommen. Die stellvertretende Ortsvorsteherin Sylvia Mauderer hielt die Eröffnungsrede und überbrachte die Grüße des erkrankten Ortsvorstehers Horst Lind. Neben der Bürgermeisterin konnte sie auch den für Rainrod zuständigen Stadtrat Willi Appel, weitere Mitglieder der städtischen Gremien und des Ortsbeirats wie auch Vereinsvertreter und den Ortspfarrer Dr. Peter Möser begrüßen. Eingangs machte Mauderer auf ein weiteres Jubiläum, die 60-jährige Wiederkehr des Schulneubaus, aufmerksam und betonte die Verbundenheit der Bevölkerung: „Unsere Schule bleibt im Dorf!“ Sie richtete namens des Ortsbeirats Dankesworte an das Autorenkollektiv: „Wir sind stolz auf Ihre Arbeit und unser neues Heimatbuch!“ Ebenso dankte sie allen Helfern des Festes, aber auch den Aktiven bei der Neugestaltung des Wilhelm-Kröll-Platzes im Ortsmittelpunkt. Die Stadt übernahm die Materialkosten, die Vogelschutzgruppe und der Frauenkreis spendeten, von der AWO und der SPD wurden zwei Bänke gestiftet. Rathauschefin Schaab lobte das Engagement der Ortsbürger. Als Geschenk der Stadt übergab sie eine Bronzegusstafel mit den Jahreszahlen „1261 – 2011“, die am Gedenkstein befestigt wird. Für die Bürgermeisterin wie den Ortsbeirat gab es ein Gegengeschenk: Hans Peter Zeschky vom Arbeitskreis Ortsgeschichte übergab das neu erschienene Buch. An einer Aufgabe kam Susanne Schaab nicht vorbei: der Fassbieranstich gelang nach ein paar kräftigen Hammerschlägen.

Ein Mönch aus dem 13. Jahrhundert (Hans Georg Meisinger) und ein kesser Rainröder von heute (Sebastian Lippert).

Rainrods Vergangenheit wurde in Spielszenen auf der Bühne herauf beschworen. Sebastian Lippert, der seinen Vater vertreten und eine entsprechende Rede halten soll, fällt absolut nichts ein. Als er auf der Suche nach Urkunden eine alte Truhe öffnet, gerät er in Panik. Ein von Stroh und Spinnweben bedeckter Mann in Mönchskutte entsteigt, der „Geist von Rainrod“ (Hans Georg Meisinger). Der Cellerar des Niddaer Johanniterodens muss 1261 das neu seiner Gemeinschaft geschenkte Dorf inspizieren, was nicht ganz ohne Fehltritte abläuft. Nicht nur schlemmt er ausgiebig von den Köstlichkeiten, die ihm die Bauern servieren, um bei den neuen Herren gut Wetter zu machen. Er lässt sich auch von einem hübschen Mädchen durch die Gemarkung führen – rein aus Verwaltungsinteresse natürlich. Als sich die beiden allzu nahe kommen, wird er zur Strafe verwünscht: „Die aa Todsünd hett mir der Himmel ja no verziehe, awwer die zwaat…!“ Von Krieg und Frieden, vom Überlebenskampf der Bauern, dem Wüstwerden und der Wiederbesiedlung des Orts, der Industrialisierung und dem Ausbau der Versorgungsnetze wusste der „Ortsgeist“ im besten Rainröder Platt zu berichten. So viel witziges und nachdenkliches Schauspieltalent zeigte Meisinger, so kess trat Sebastian Lippert auf, dass es nach der Erlösung des Geistes durch die Küsschen der Festdamen, nach dem Sinken der Kutte und seinem Jubelruf „Ich bin ein Rainröder!“ lang anhaltenden Beifall gab. Extra-Dankesworte gingen an einen tatsächlich existierenden „guten Geist von Rainrod“, an Hans Georg Lippert, der die Idee zu diesem liebenswerten Blick auf die Ortsgeschichte gehabt hatte. Autentische Zeitstimmung brachten Hans-Dieter und Inge Herget ein, die Lieder der entsprechenden Epochen sangen.

(Quelle: Kreis-Anzeiger, Fotos: Frau Maresch)